»Museum zum Anfassen«

Das Foto zeigt einen Karton voller Objekte, die blinde und seheingeschränkte Menschen bei der Führung anfassen und ertasten dürfen: ein präpariertes Eichhörnchen, menschliche und tierische Schädelabgüsse, Felle, Schleichfiguren, Walbarten u.a.
Museum zum Anfassen, Materialkoffer Museum der Natur – Zoologie © Museumsdienst Hamburg, Laura Grimm

Neue Führungsformate für Menschen mit Lernschwierigkeiten

Für Menschen mit Lernschwierigkeiten und deren Freund*innen vermittelt der Museumsdienst Hamburg ab sofort neue inklusive Führungen in neun Hamburger Museen, Ausstellungshäusern und Gedenkstätten. Unter dem Motto „Museum zum Anfassen“ führen speziell geschulte Vermittler*innen kleine Gruppen von kognitiv beeinträchtigten Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen in Einfacher Sprache und mit Materialkoffern durch die teilnehmenden Häuser. Zum Buchungsstart der neuen Formate werden einige Führungen mit besonderen Ermäßigungen angeboten.

Der Museumsdienst Hamburg entwickelte im Schulterschluss mit neun Hamburger Museen die Reihe „Museum zum Anfassen“ eigens für und mit Menschen mit Lernschwierigkeiten, z.B. Personen mit Down-Syndrom oder aus dem autistischen Spektrum. In 20 verschiedenen Führungen quer durch Hamburg kann man neue inklusive Zugänge zu den Sammlungen und Ausstellungen erleben:

Die bisherigen Führungsangebote aus der Reihe „Museum zum Anfassen“ für blinde und sehbehinderte Menschen werden weiterhin angeboten: Interessierte können aus 14 verschiedenen Führungen für mehrere Sinne auswählen.

Ausprobieren, diskutieren, anfassen, spielerisch lernen

Zu jeder der neuen Führungen aus der Reihe „Museum zum Anfassen“ gehört ein Materialkoffer mit Objekten zum Ertasten, Riechen und Hören, passend zum sinnlichen Erfahren der unterschiedlichen Sammlungen. Heu, Leder, Duftaromen und Gewürze lassen die Teilnehmer*innen im Altonaer Museum und im Internationalen Maritimen Museum sowohl durch den Tastsinn als auch durch Gerüche in vergangene Zeiten eintauchen. Mit Audiospuren von Tierstimmen sowie Präparaten und Schädelabgüssen erfassen Interessierte naturkundliche Fragen im Museum der Natur – Zoologie oder künstlerische Darstellungen von Tieren in der Hamburger Kunsthalle. Repliken von Harpunen und Steinzeitfeuerzeugen verdeutlichen im Archäologischen Museum das harte Leben in Hamburg früher. In den Deichtorhallen und in der Sammlung Falckenberg schlüpfen die Teilnehmenden spielerisch in herrschaftliche Rollen, um über Politik und Machtfragen zu diskutieren. An Bord der PEKING im Deutschen Hafenmuseum kann man selbst mit anpacken und erfahren, wie hart früher körperlich auf See und im Hafen gearbeitet wurde.

Auf dem Foto sieht man den Inhalt des Materialkoffers, d.h. der Dinge, die bei der Führung angefasst werden dürfen oder anders zum Einsatz kommen: Smiley-Karten, laminierte Adjektivkarten, Gliederpuppe, Klanghölzer, ein Schellenkranz, Lebensmittel aus Kunststoff, dicke und schmale Pinsel, Trinkgefäße und laminierte Landschaftsfotos mit einer Silhouette des "Wanderers über dem Nebelmeer" von Caspar David Friedrich.
Museum zum Anfassen, Materialkoffer in der Hamburger Kunsthalle © Museumsdienst Hamburg, Sieke Ehlers

Bei den neuen Führungsformaten sorgen bei Werkdetails optisch rahmende Fokushilfen und Verständniskarten für Zugang zu komplexen Exponaten: Mit Objektpuzzles, Bewegungs- und Suchspielen nähern sich die Teilnehmenden in den Ausstellungen Themen wie Naturschutz, Schifffahrt, Liebe, Freundschaft und Identität, Zeit und Vergänglichkeit, Nationalsozialismus, Globalisierung und Geld. Die Verwendung von einfacher Sprache senkt Verständnisbarrieren und schafft trotzdem Zugänge zu komplexen Fragen.

Alle Angebote in der Reihe „Museum zum Anfassen“ wurden von speziell geschulten Kulturvermittler*innen konzipiert. Die Formate wurden partizipativ mit Expert*innen mit Behinderungen aus dem Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg BSVH e.V., der Campus Uhlenhorst gGmbH und der Evangelischen Stiftung Alsterdorf entwickelt.

Für die Teilnehmenden an den Führungen ist der Eintritt in die betreffenden Museen frei.

Interessierte können ihre Führung zum Wunschtermin ab sofort unter https://museumsdienst-hamburg.de/ beim Museumsdienst Hamburg anfragen.

Führungen für alle zu festen Terminen

Für Familien und andere Einzelpersonen mit Lernschwierigkeiten bieten einige Museen auch öffentliche Führungen „Museum zum Anfassen“ zu festen Terminen an:

10.10.2024          Altonaer Museum für Menschen mit Lernschwierigkeiten
12.10.2024          Deichtorhallen Hamburg/Halle für aktuelle Kunst für Menschen mit Lernschwierigkeiten
31.10.2024          KZ-Gedenkstätte Neuengamme für Menschen mit Lernschwierigkeiten
14.11.2024          Altonaer Museum für blinde und sehbehinderte Menschen
12.12.2024          Altonaer Museum für Menschen mit Lernschwierigkeiten
14.12.2024          Sammlung Falckenberg für Menschen mit Lernschwierigkeiten

Weitere Infos zu inklusiven öffentlichen Führungen.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Wissen möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen und Teilhabe zu schaffen sind entscheidende Themen unserer vielfältigen Gesellschaft. Engagierte Projekte wie das ‚Museum zum Anfassen‘ leisten hierfür einen wichtigen Beitrag. Das Projekt macht Ausstellungen mit kreativen Angeboten, Führungen und Zugängen erlebbar und spricht vor allem Menschen an, denen diese Inhalte bisher aus unterschiedlichen Gründen verwehrt blieben. Für die Kulturstadt Hamburg ist das eine hervorragende Initiative, die die Tore der teilnehmenden Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten für die gesamte Stadtgesellschaft öffnet.“

Bettina Kiehn, kaufmännische Direktorin der Stiftung Historische Museen Hamburg: „Wir möchten alle Menschen in unseren Häusern willkommen heißen. Der Stiftung Historische Museen Hamburg ist es ein wichtiges Anliegen, die vielseitigen Sammlungen und Ausstellungen in der Hansestadt jeder interessierten Person zugänglich zu machen. Die neuen Vermittlungsangebote ermöglichen noch mehr kulturelle Teilhabe.“

Katja Krupke, Geschäftsführerin der Hildegard und Horst Röder-Stiftung: „Genau solche Projekte sind es, die uns vor drei Jahren motiviert haben, ‚Kultur für alle!‘, den Fonds für inklusive Kulturprojekte, zusammen mit der Stiftung Kulturglück und der Behörde für Kultur und Medien zu gründen. Wir wollten helfen, die Teilhabe aller an der Hamburger Kultur Stück für Stück voranzubringen. Es macht uns glücklich und auch stolz, dass uns das gelungen ist. Die Reihe „Museum zum Anfassen“ ist ein beeindruckender Beweis.“

Nicola Verstl, Vorständin der Stiftung Kulturglück: „Es ist für uns einfach beglückend zu sehen, wie sich unsere Gründungsidee, ‚Menschen mit Unterstützungsbedarf den Zugang zu Kultur zu ermöglichen‘, in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt hat. Gerade in diesem Projekt zeigt sich, dass ein Format kontinuierlich verbessert und ständig an die Bedarfe angepasst wird. Wir freuen uns sehr, hier im Schulterschluss mit der Behörde für Kultur und Medien und der Hildegard und Horst Röder-Stiftung nachhaltig unterstützen zu können.“

Pressekontakt:
Anika Stracke · Museumsdienst Hamburg
T: 040-428 131-107 · Mail: anika.stracke@museumsdienst-hamburg.de

Das Projekt „Hamburg All Inclusive“ wird gefördert von der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg und aus dem „Fonds Kultur für alle“ der Hildegard und Horst Röder-Stiftung und der Stiftung Kulturglück.

Logo des Fonds Kultur für alle: Hildegard und Horst Röder-Stiftung, Stiftung Kulturglück und Behörde für Kultur und Medien der freien und Hansestadt Hamburg

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