Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Hamburg

Das Foto zeigt die Skulptur Le Deporté von Françoise Salmon bei nächtlicher Beleuchtung, die am Eingang der KZ Gedenkstätte Neuengamme steht. Die Figur liegt gekrümmt auf dem Boden.
KZ Gedenkstätte Neuengamme, Skulptur Le Deporté von Françoise Salmon © SHGL 2019

Der Nationalsozialismus hat tiefgreifende Spuren und Narben in Hamburg hinterlassen. Gedenkstätten und Museen erforschen, bewahren und vermitteln die Geschichte und Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen in vielfältigen Ausstellungen. Die Gedenkstätten und musealen Lernorte sind im ganzen Stadtgebiet verteilt: von Bergedorf, St. Pauli, der Neustadt und der HafenCity über Poppenbüttel, Fuhlsbüttel bis nach Eppendorf und Rothenburgsort. Buchbare Stadtgänge führen Gruppen zusätzlich ins Grindelviertel.

Die Auseinandersetzung mit nationalsozialistischer Verfolgung ist für viele Schulklassen und Erwachsenengruppen wichtiger Bestandteil der Erinnerungskultur und Demokratiebildung. An den Besuch einer Gedenkstätte erinnern sich Teilnehmende meist noch Jahre oder Jahrzehnte danach. Gerade hier kommt Vermittler*innen besondere Bedeutung und Verantwortung zu, da sie den fachlichen Rahmen für den Besuch setzen, die Gegebenheiten und Geschichte der Orte und Exponate bestens kennen und in der Gedenkstättenarbeit pädagogisch geschult sind. Gruppen können für ihren Besuch besondere Schwerpunkte in der Vermittlung setzen, z.B. Biografien, nationalsozialistische Medizinverbrechen, die SS oder sie begeben sich bei Stadtgängen vor Ort auf die Spur der Überlebenden und Toten.

Einige Lernorte und ihre Vermittlungsangebote stellen wir Ihnen zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in dieser Übersicht vor.

Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen

Wer sich in Hamburg auf die Spur von Verfolgten des Nationalsozialismus begibt, sollte die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, die Gedenkstätte Bullenhuser Damm, die Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel, die Gedenkstätte Konzentrationslager und Strafanstalten Fuhlsbüttel 1933–1945 oder den Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof mit der dazugehörigen kleinen Ausstellung am Info-Pavillon Lohseplatz besuchen, die seit 2020 unter dem Dach der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen zusammengefasst sind. Alle diese Gedenkstätten bewahren Bauzeugnisse, historische Dokumente und Erinnerungen von Überlebenden. Ausstellungen, Forschungsvorhaben, Veranstaltungen und Veröffentlichungen erinnern in ihrer Bildungsarbeit an die Opfer des Nationalsozialismus vor dem Hintergrund der Demokratieerziehung.

Achtung: Die Gedenkstätten liegen dezentral in Hamburg an unterschiedlichen Orten. Interessierte sollten genug Zeit für den Besuch und die Anfahrt einplanen.

KZ-Gedenkstätte Neuengamme (HH-Bergedorf)

Eingang in die KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Eingang in die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, © Emily Mohney

Im Südosten von Hamburg befand sich von 1938 bis 1945 das größte Konzentrationslager Nordwestdeutschlands, das KZ Neuengamme. Mehr als 100.000 Häftlinge aus ganz Europa waren im Hauptlager und den 86 Außenlagern inhaftiert. Mindestens 42.900 Menschen überlebten nicht.

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme informiert am historischen Ort über die Geschichte des KZ Neuengamme und seiner Außenlager. Auf dem weitläufigen Gelände stehen 15 Original-Gebäude und das Haus des Gedenkens, in dem Listen der Namen von Verstorbenen ausgestellt sind. Verschiedene Ausstellungen zur Nachnutzung des Geländes, zur Lager-SS, zur Zwangsarbeit in der Klinker- und Rüstungsproduktion und zum Nebeneinander von Gefängnissen und Gedenkstätte sind in den historischen Gebäuden zu sehen.

Gruppenangebote:

Einzelbesucher*innen:

Gedenkstätte Kinder vom Bullenhuser Damm (HH-Rothenburgsort)

Außenansicht der Gedenkstätte Bullenhuser Damm
Außenansicht Gedenkstätte Bullenhuser Damm, © SHGL, Iris Groschek

Die Gedenkstätte Bullenhuser Damm und Rosengarten für die Kinder vom Bullenhuser Damm erinnert an 20 jüdische Kinder und mindestens 28 Erwachsene, die am 20. April 1945 im Keller des Gebäudes von SS-Männern ermordet wurden. Vor ihrer Ermordung waren die Kinder zu pseudomedizinischen Versuchen im KZ Neuengamme missbraucht worden. Die Gedenkstätte besteht aus einer Ausstellung und dem Rosengarten. (Dem Thema Medizinverbrechen im Nationalsozialismus widmet sich die gleichnamige Ausstellung im Medizinhistorischen Museum Hamburg in Eppendorf, dazu mehr am Ende des Artikels.)

Gruppenangebote:

Einzelbesucher*innen:

Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel

Außenansicht der Gedenkstätte Poppenbüttel
Gedenkstätte Poppenbüttel, © KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 2019

Die Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel erinnert an die Zerstörung des jüdischen Lebens in Hamburg und die Verfolgung von Frauen im Nationalsozialismus. In der Ausstellung werden das Frauenaußenlager des KZ Neuengamme in Sasel sowie weitere Außenlager des KZ Neuengamme in Hamburg und Wedel dokumentiert.

Gruppenangebote:

Einzelbesucher*innen:

Gedenkstätte Fuhlsbüttel

Außenansicht des Torhauses Gedenkstätte Fuhlsbüttel
Außenansicht Torhaus Gedenkstätte Fuhlsbüttel – © KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Zoia Kashafutdinova

Die Gedenkstätte Konzentrationslager und Strafanstalten Fuhlsbüttel zeigt eine Ausstellung mit dem Schwerpunkt „Widerstand“ über die Geschichte des Konzentrationslagers und das Schicksal seiner Gefangenen. Die Ausstellung befindet sich in dem ehemaligen Eingangsgebäude, einem Torhaus, der noch heute in Betrieb befindlichen Justizvollzugsanstalten.

Gruppenangebote:

Einzelbesucherinnen:

Gedenkort „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ (HH-HafenCity)

Detailansicht denk.mal Hannoverscher Bahnhof
Info-Pavillon denk.mal Hannoverscher Bahnhof – © SHGL, Kati Jurischka

Zwischen 1940 und 1945 wurden über 8.000 Jüdinnen und Juden, Sintize und Sinti sowie Romnja und Roma aus Hamburg und Norddeutschland deportiert. Sie kamen in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in den deutsch besetzten Gebieten nach Belzec, Litzmannstadt/Lodz, Minsk, Riga, Auschwitz und Theresienstadt. Zentraler Ausgangspunkt der Deportationen war der Hannoversche Bahnhof.

Auf dem einstigen Bahnhofsgelände erstreckt sich heute der Lohsepark. An den früheren Gleisanlagen befindet sich seit 2017 der Gedenkort „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“. 20 Namenstafeln erinnern an deportierte Männer, Frauen und Kinder. Im nahe gelegenen „Info-Pavillon“ befindet sich eine kleine Ausstellung über das historische Geschehen und das künftige Dokumentationszentrum, das derzeit in unmittelbarer Nachbarschaft entsteht.

Gruppenangebote:

Einzelbesucher*innen:

Ausstellungen über den Zweiten Weltkrieg in Hamburg

Im Zentrum Hamburgs trennen nur 20 Fußminuten zwei weitere museale Orte, die sich ebenfalls mit den Jahren von 1933 bis 1945 beschäftigen: das Mahnmal St. Nikolai und das Museum für Hamburgische Geschichte.

Museum für Hamburgische Geschichte (HH-St. Pauli)

Außenansicht des Museums für Hamburgische Geschichte
Außenansicht des Museums für Hamburgische Geschichte, © SHMH, Sinje Hasheider

Zwei ständige Ausstellungen im Museum für Hamburgische Geschichte am Holstenwall nahe der U-Bahn St. Pauli beschäftigen sich mit den Jahren 1933 bis 1945.

In der Dauerausstellung „Hamburg im 20. Jahrhundert“ wird die Vielfalt der Ereignisse und Entwicklungen vom Deutschen Kaiserreich bis zur Jahrtausendwende veranschaulicht. Hier erhalten Sie Einblicke darin, wie die politischen Veränderungen Einfluss auf die Lebensbedingungen und den Alltag der Menschen in Hamburg nahmen, wie sich Mitbestimmungsrechte änderten, der Wirtschaftsstandort und das Stadtbild wandelten. Die Lebenswirklichkeit im Zweiten Weltkrieg in Hamburg wird beispielhaft in einer begehbaren Rekonstruktion eines Luftschutzkellers erlebbar.

Die Dauerausstellung „Juden in Hamburg“ zeigt die bewegte und wechselvolle Geschichte der jüdischen Bewohner*innen der letzten 400 Jahre: von 1600 über den Emanzipationsprozess im 19. Jahrhundert und die Blütezeit zur Weimarer Republik bis zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen und dem Aufbau der heutigen Gemeinde nach 1945.

Gruppenangebote:

Mahnmal St. Nikolai (HH-Neustadt)

Eingang ins Museum des Mahnmals St. Nikolai
Eingang ins Museum des Mahnmals St. Nikolai, © Dörte Huss

Das Mahnmal St. Nikolai ist Hamburgs zentraler Erinnerungsort für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft der Jahre 1933-1945. Die ehemalige Hauptkirche wurde 1943 während der Luftangriffe stark zerstört.

Die Ausstellung „Operation Gomorrha – Die Zerstörung Hamburgs im Luftkrieg“ im historischen Gewölbekeller beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Luftangriffen auf Hamburg 1943, aber auch deren Vor- und Nachgeschichte. Der „Feuersturm“ wird multiperspektivisch dargestellt: traumatische Erfahrungen Hamburger Bürger*innen, die Sichtweise der alliierten Bomberpiloten, der Einsatz von KZ-Häftlingen zum Trümmerräumen.

Abgerundet wird der Besuch mit der Fahrt auf die in 76 Metern Höhe gelegene Aussichtsplattform im Turm von St. Nikolai, wo Fotoansichten des 1943 zerstörten Hamburgs das heutige Stadtbild kontrastieren.

Gruppenangebote:

Medizinverbrechen im Nationalsozialismus

Wer sich mit nationalsozialistischen Medizinverbrechen beschäftigt, wird sich für das Medizinhistorische Museum am Universitätsklinikum Eppendorf interessieren, das dem Thema einen eigenen Bereich in der Dauerausstellung widmet.

Medizinhistorisches Museum Hamburg (HH-Eppendorf)

Außenansicht des Medizinhistorischen Museums
Außenansicht Medizinhistorisches Museum – © Medizinhistorisches Museum Hamburg, Adolf-Friedrich Holstein

Das Medizinhistorische Museum stellt anschaulich die Entwicklung in Medizin und Gesellschaft vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis heute dar. Die Geschichte der modernen Medizin wird im historischen Ambiente erfahrbar: Das vom Hamburger Baudirektor Fritz Schumacher zwischen 1913 und 1926 errichtete Institutsgebäude mit Laboren, Hörsälen, Sektionssälen, Mikroskopiersaal und Versuchstierställen war ein Gebäudeensemble, das den neuen Forschungsanforderungen der Medizin entsprach.

Teil der Dauerausstellung ist der Lern- und Gedenkort „Medizinverbrechen im Nationalsozialismus“. Er erinnert an die Hamburger Opfer der NS-Euthanasie, der Zwangssterilisationen und der Humanexperimente im Nationalsozialismus und thematisiert die Verantwortung der Wissenschaften für die Herleitung eines an Eugenik, Rassenideologie und Produktivität orientierten Menschenbilds.

Gruppenangebote:

Interessieren Sie sich für ein Gruppenangebot in einem der genannten Museen oder Gedenkstätten, aber haben noch ein paar Fragen, die Sie gerne direkt klären würden? Gerne beraten wir Sie telefonisch oder per Mail und nennen Ihnen mögliche Zeiten für Ihre Vermittlung mit einem Guide vor Ort!

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