Direktor*innen-Dienstag #17

Direktor*innen-Dienstag mit der Bergedorfer Museumslandschaft

Hamburgs Museumsdirektor*innen stehen uns Rede und Antwort: Alle zwei Wochen beantworten sie 9 Fragen zu ihrem Haus, zum Beruf und zu sich. Heute begrüßen wir Dr. Schanett Riller, Leiterin der Bergedorfer Museumslandschaft mit dem Museum für Bergedorf und die Vierlande und dem Freilichtmuseum Rieck Haus.

1. Welche Stadt, welches Land bzw. welche regionalen oder kulturellen Einflüsse haben Sie in Ihrem Denken besonders geprägt?

Museumstechnisch finde ich die USA und die Schweiz sehr inspirierend: freier Eintritt in öffentliche Museen, ein ernstgemeinter staatlicher Vermittlungsauftrag, Besucherpartizipation, private Mäzene, für die ein Engagement zum Gemeinwohl selbstverständlich ist, und im Falle der Schweiz eine erstklassige Gestaltung mit Witz und Besucherorientierung.

2. Seit wann leben Sie in Hamburg?

Schon viele Jahre – und natürlich in Hamburgs schönstem Bezirk Bergedorf, wo Stadt und Land nahe beieinander liegen und die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Region konstituierend ist. Wir fahren von hier „nach Hamburg“ für den rein hypothetischen Fall, dass wir von dort was brauchen könnten. Aber wir haben natürlich alles hier vor Ort – vor allem seit hunderten von Jahren das beste regional angebaute Gemüse von Hamburg.

3. Welche Museen, Kultureinrichtungen oder Gedenkorte haben Sie in Ihrer Arbeit nachhaltig beeinflusst?

Das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, das als eines der ersten Museen in Deutschland den Claim „Geschichte erleben“ gewagt hat und die Frage aufgeworfen hat, ob auch in Deutschland Lernen Spaß machen darf.

4. Welche Ausstellung ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben und warum?

Die Dauerausstellung des Touriseums in Meran bespielt charmant, interaktiv und gewitzt das komplexe Thema, wie sich der Massentourismus auf Natur und Wirtschaft in den Alpen auswirkt. Das Museum ist ein Aushängeschild dafür, wie man aus der Gegenwart heraus für die Zukunft Fragen an die Vergangenheit stellt.

5. Was ist für Sie persönlich die größte Herausforderung im Berufsbild der Museumsdirektorin?

Museen sind vor 150 Jahren als Musentempel und Orte der exklusiven, bildungsbürgerlichen Erbauung entstanden. Distanz abzubauen und zu zeigen, dass moderne Museen auch partizipativ, dialogisch und auf Augenhöhe funktionieren können, daran arbeiten wir in Bergedorf.

6. Bitte stellen Sie uns mit einem Satz vor: das größte, das wertvollste und das wundersamste Objekt Ihrer Sammlung?

Wichtiger als alle Objekte der Sammlung sind die Besucher:innen und Bewohner:innen der Region, für die und mit denen wir arbeiten. Sie sind das größte Pfund aller Museumsarbeit, denn ihre Geschichten füllen das Museum und jede Ausstellung mit Leben und mit Inhalt.

7. Welche Kooperation – ob mit Stiftungen, anderen Museen, Wirtschaftsunternehmen, sozialen Einrichtungen oder anderen – hielten Sie für besonders gelungen und warum?

Wir kooperieren mit unseren Besucher:innen. Jede Bergedorferin, jeder Bergedorfer kann sich bei uns um Ausstellungen und Veranstaltungen bewerben, mitgestalten und bei nahezu allen Projekten mitarbeiten. Sollte der eine oder andere der derzeit 1.196 Millionäre in Hamburg noch einen Spendenempfänger suchen, stehen wir natürlich auch für solche Kooperationen bereit.

8. Welche Besucher*innengruppen wünschten Sie sich noch oder mehr in Ihrem Haus begrüßen zu dürfen? Welche Maßnahmen sehen Sie, diese erreichen zu können?

Wir haben einen relativ guten Bevölkerungsschnitt in unseren Museen. Hätten die staatlichen Museen in Deutschland freien Eintritt, wäre man sicherlich barrierefreier und könnte leichter noch andere soziale Schichten erreichen als bisher.

9. Und schließlich: Was möchten Sie in Ihrem Museum noch erleben?

Jeder Arbeitstag im Museum ist unerwartet, erlebnisreich und horizonterweiternd. Deshalb arbeiten wir hier.

Vielen Dank!

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