Direktor*innen-Dienstag #11
Hamburgs Museumsdirektor*innen stehen uns Rede und Antwort: Alle zwei Wochen beantworten sie 9 Fragen zu ihrem Haus, zum Beruf und zu sich. Heute begrüßen wir Prof. Dr. Anja Dauschek, Direktorin des Altonaer Museums.
1. Welche Stadt, welches Land bzw. welche regionalen oder kulturellen Einflüsse haben Sie in Ihrem Denken besonders geprägt?
Ich bin sicher von Nordamerika bzw. der anglo-amerikanischen Kultur beeinflusst. Ich habe u.a. in Washington D.C. studiert und später dort und in Toronto für eine kanadische Museumsberatung gearbeitet. Aber die Liebe zu Biergärten stammt aus meiner Studienzeit in München.
2. Seit wann leben Sie in Hamburg?
Seit Anfang 2017. Allerdings war ich bereits 1999 für ein halbes Jahr in Hamburg, um hier an der Uni meine Dissertation fertigzustellen.
3. Welche Museen, Kultureinrichtungen oder Gedenkorte haben Sie in Ihrer Arbeit nachhaltig beeinflusst?
Die Museen der Smithsonian Institution in Washington, insbesondere das National Museum of American History mit seinen, in den 1990er Jahren wegweisenden Themen, aber auch das Anacostia Neighborhood Museum als eines der ersten Nachbarschaftsmuseen. In Großbritannien fand ich Stadtmuseen wie das Museum of London, M-Shed in Bristol oder das Liverpool Museum sehr anregend. Interessant finde ich auch, was in Kindermuseen wie dem ZOOM Kindermuseum in Wien passiert.
4. Welche Ausstellung ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben und warum?
Eine besondere Erinnerung habe ich an die Präsentation der „Wehrmachtsausstellung“ in München in den 1990er Jahren, die im Münchner Rathaus gezeigt wurde. Interessant war, was davor, auf dem Marienplatz, passierte – dort diskutierten Publikum und Passanten aufs Heftigste. Welche öffentliche Wirkung eine Ausstellung entfalten kann, wurde hier sichtbar.
5. Was ist für Sie persönlich die größte Herausforderung im Berufsbild des Museumsdirektors?
Zu wenig Zeit für zu viele interessante Themen, die es wert wären bearbeitet zu werden.
6. Bitte stellen Sie uns mit einem Satz vor: das größte, das wertvollste und das wundersamste Objekt Ihrer Sammlung?
Das größte Objekt des Altonaer Museums ist sicherlich der Giek-Ewer Elfriede, die im Museumshafen Övelgönne liegt und von einer wunderbaren ehrenamtlichen Crew gepflegt und gefahren wird. Das wertvollste Objekt kann ich Ihnen nicht nennen – denn dann müssten wir zuerst klären, welchen Wert Sie meinen – Geldwert? Geschichtenwert? Erinnerungswert? Auch wundersame Dinge haben wir viele, eines davon ist die Weihnukka-Kiste des jüdisch-christlichen Ehepaars Salzberg, in der die Dekoration für Weihnachten und Chanukka zusammen aufbewahrt wurde.
7. Welche Kooperation – ob mit Stiftungen, anderen Museen, Wirtschaftsunternehmen, sozialen Einrichtungen oder anderen – hielten Sie für besonders gelungen und warum?
Aktuell planen wir unseren Ausstellungsbereich für Kinder neu. Aus dem „Kinderolymp“ wird die „Wunderkammer“. Unser Partner bei diesem großen Projekt ist die Gabriele-Fink Stiftung. Das ist eine ganz großartige inhaltliche Kooperation, denn wir haben dieselben Ziele und dieselbe Haltung, wenn es um kulturelle Bildung geht. Wir konnten so ein gemeinsames Konzept entwickeln, das von unterschiedlichsten Expertisen getragen ist. Dazu kommt noch ein gemeinsamer Sinn für Humor. Ich hoffe, dass die Besucher:innen später auch den Spaß spüren, den wir in der Planung hatten.
8. Welche Besucher*innengruppen wünschten Sie sich noch oder mehr in Ihrem Haus begrüßen zu dürfen? Welche Maßnahmen sehen Sie, diese erreichen zu können?
Ich würde mich freuen, wenn unser Publikum so vielfältig wäre wie die Altonaer Einwohnerschaft. Dank des Förderprogramms „360° – Fonds für die Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ haben wir bereits die Möglichkeit, daran zu arbeiten.
9. Und schließlich: Was möchten Sie in Ihrem Museum noch erleben?
Die glanzvolle Wiedereröffnung nach der anstehenden Neukonzeption des ganzen Hauses.
Vielen Dank!
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